Hohe Bauzinsen clever nutzen

Sparschwein auf einem Haufen Münzen

Der Immobilienkauf stellt eine enorme finanzielle Herausforderung dar. Die Finanzierung ist häufig für einige Jahrzehnte ausgelegt und bereits geringe Schwankungen der Zinsen können monatlich zu einer Mehrbelastung von hunderten Euro führen.

Derzeit befinden sich die Bauzinsen auf einem relativ hohen Niveau. Waren sie vor wenigen Jahren noch bei weit unter einem Prozent, betragen sie heutzutage mehr als drei Prozent. Dies stellt ein Problem für Immobilienkäufer dar, die auf das teure Fremdkapital angewiesen sind.

Doch ganz so pessimistisch muss der Ausblick auf das Eigenheim nicht sein. Denn mit den gestiegenen Bauzinsen sind auch Chancen verbunden.

Ursache für die Zinssteigerung

Als Grund für die gestiegenen Zinsen bei der Immobilienfinanzierung gilt der Leitzins. Dieser folgt nicht den Mechanismen des freien Marktes, sondern wird von der Europäischen Zentralbank festgelegt. Sie verfolgt damit vornehmlich das Ziel, eine hohe Preisstabilität zu gewährleisten. Die Inflation soll sich um einen Wert von 2 Prozent einpendeln.

Da die Inflation in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen weit über das Ziel hinausgeschossen ist, musste die Europäische Zentralbank reagieren. Lag der Leitzins zuvor bei 0 Prozent und hat günstiges Geld in den Markt gespült, sorgte die schrittweise Anhebung des Zinssatzes zu einer Abkühlung der aufgeheizten Preisentwicklung.

Für Kreditgeber bedeutet der höhere Leitzins, dass es jetzt mit höheren Kosten verbunden ist, sich das Geld zu leihen. Das Ziel der Darlehensgeber besteht darin, mithilfe der Kreditvergabe einen Gewinn zu erzielen. Dies ist nur möglich, wenn die Zinsen des Kreditnehmers über dem Niveau des Leitzinses liegen.

Folglich beeinflusst der Leitzins maßgeblich die Bauzinsen. Diese schließen sich der Entwicklung an, sodass die bewusste Anhebung sich auch auf den Immobilienkauf niederschlägt. Käufer müssen bei der Finanzierung jetzt höhere Zinsen in Kauf nehmen und stehen somit vor einer größeren Herausforderung.

Bedeutung der hohen Zinsen für Immobilienkäufer

Auf den ersten Blick scheint sich der Traum vom Eigenheim für einige Käufer zu zerschlagen. Sie sind nicht mehr in der Lage, die Finanzierung zu stemmen, sodass nur die Möglichkeit besteht, wieder auf niedrigere Zinsen zu warten.

Führen gestiegene Immobilienzinsen zwangsweise zu höheren Finanzierungskosten?

Der Grund, weshalb Käufer das Vorhaben auf Eis legen, besteht in einem kurzen Betrachtungszeitraum der Marktentwicklung. Richtig ist, dass die Finanzierung bei gleichbleibenden Immobilienpreisen teurer ist. Rufen Verkäufer die gleichen Preise auf, während die Zinsen steigen, bedeutet dies eine höhere Belastung für die Käufer.

Doch diese Sichtweise ist relativ kurz gedacht. Denn in der Praxis zeigt sich, dass die Zinsen und Immobilienpreise sich häufig gegenläufig entwickeln. Steigen die Immobilienzinsen, sinken im Gegenzug die Immobilienpreise.

Ob der Immobilienkauf in diesem Umfeld teurer ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Die niedrigeren Preise könnten die höheren Zinsen mehr als ausgleichen, sodass in der Gesamtbetrachtung der Kauf sogar günstiger ist.

„Im Jahr 2023 sind die Immobilienpreise nur geringfügig um ca. 2 Prozent zum Vorjahr gesunken. Für das Jahr 2024 ist jedoch ein stärkerer Rückgang der Immobilienpreise zu erwarten. Die höheren Zinsen kommen immer mehr bei den Hauseigentümern an, sodass einige Darlehen nicht mehr stemmbar sind. So könnten einige Eigentümer zum Verkauf gezwungen und günstigere Immobilien am Markt verfügbar sein“ – beschreibt Sebastian Jacobitz vom Immobilienportal Wohnora die Aussichten.

Denn läuft die Sollzinsbindung aus, müssen Eigentümer die Anschlussfinanzierung zu den vorherrschenden Zinsen abschließen. Ist das Zinsniveau wesentlich höher, führt dies zu einer unvorhergesehenen Mehrbelastung und könnte das Haushaltsbudget übersteigen. Auf diese Weise stehen Eigentümer unter Druck und entscheiden sich eher für einen zügigen Verkauf der Immobilie. Auch ein Anstieg von Zwangsversteigerungen führen zu niedrigeren Immobilienpreisen am Markt.

Anteil des Eigenkapitals erhöhen

Eine weitere Möglichkeit, vom höheren Zinssatz zu profitieren, besteht in dem Einbringen von mehr Eigenkapital. Dies bedeutet, dass Käufer weitestgehend Ihre Rücklagen aufbrauchen und das Geld für die Finanzierung nutzen.

Waren in Zeiten günstiger Kredite Vollfinanzierungen keine Ausnahme, muss jetzt ein Umdenken stattfinden. Es ist wesentlich sinnvoller, so viel Eigenkapital wie möglich für den Immobilienkauf zu verwenden, um weniger den Einfluss der hohen Zinsen zu spüren.

Für Interessenten könnte es sich also lohnen, lieber noch ein bis zwei Jahre zu warten, um ein entsprechendes Sparvermögen aufzubauen. Im Zusammenspiel mit sinkenden Immobilienpreisen ergibt sich dadurch ein neues Gesamtbild. Käufer, die über das entsprechende Kapital verfügen, können wahre Schnäppchen erstehen.